Ungarisch ist eine schwere Sprache

...aber wer Sie beherrscht spricht eine der harmonischsten Sprachen weltweit.


Über den Ursprung der ungarischen Sprache gibt es einige unterschiedliche Theorien und auch immer Streit zwischen Experten. Dies liegt vor allem an ihrer Allein- stellung bei vielen Sprachbesonderheiten, die sich in anderen uns gewohnten Sprachen nicht wiederfinden. Die am häufigsten vertretene Meinung zur Herkunft der ungarischen Sprache weist sie dem Stamm der finno-ugrischen Sprachen zu. Zu dieser Sprachfamilie zählen also auch etwa das Finnische und das Lettische. Wirkliche Ähnlichkeiten zwischen diesen Sprachen wird der Laie aber nur schwer finden.

Verbreitung der ungarischen Sprache

Ungarisch ist natürlich die offizielle Amtssprache von knapp 10 Millionen Ungarn. Durch viele Auswande- rungswellen - vor allem in die USA - aber natürlich auch durch die vor dem ersten Weltkrieg viel größere Ausdehnung Ungarns (bis zum Mittelmeer), wird die Zahl der Ungarisch sprechenden Menschen auf bis zu 15 Millionen geschätzt. Hierzu zählen insbesondere die großen Minderheitengruppen von Ungarn in Rumänien und der Slowakei.

Ungarisch ist eine schwierige Sprache...

...das wird jeder Lernende zugeben. Inoffizielle "Weltranglisten" stufen Ungarisch als viert-schwierigste Sprache der Welt ein. Schwierig ist dabei weniger, was man vielleicht erwarten könnte, das Erlernen der Sprache selbst oder der Aussprache, sondern viele ungewohnte Sprachkonstrukte, die in westlichen Sprachen wie Deutsch oder Englisch fehlen.

Ein hervorstechendes Merkmal der ungarischen Sprache ist es, soviel Information wie möglich in das Objekt des Satzes zu "stopfen". Ungarische Sätze sind daher meist viel kürzer als ihre deutsche Übersetzung. Das wirkt zwar elegant, ist aber für den Anfänger nur schwer zu durchschauen, denn eine kleine Silbe kann so die Bedeutung eines ganzen Satzes ausmachen.

Hervorzuheben ist auch, dass die ungarische Sprache mindestens 23(!) Fälle besitzt - wovon nur 3 eine Entsprechung im Deutschen haben. Experten streiten sich sogar darüber welche Sprachkonstrukte im Ungarischen noch als eigene grammatikalische Fälle zählen müsste. "Extremzähler" kommen so auf über 40 Fälle... Aber dafür bleibt einem der im Deutschen so gefürchtete Genetiv erspart...

Was in Deutsch oder Englisch fast immer mit Hilfswörtern gelöst wird, hat hier einen eigenen grammatikalischen Fall. Eine weitere Besonder- heit ist die bestimmte und die unbestimmte Konjugation. Ja genau! Das was wir alle in der Schule am wenigsten gerne gemacht haben - Verben deklinieren - gibt es hier gleich doppelt, je nachdem ob man ein bestimmtes ("gib mir mal DAS Buch") oder unbestimmtes ("gib mir mal EIN Buch") Objekt verwendet.

Aber es gibt auch Lichtblicke für denjenigen, der Ungarisch gerne lernen möchte. Es gibt nur eine Form der Vergangenheit, eine Form der Zukunft (wobei man sogar die nicht unbedingt braucht) und weniger Ausnahmen als etwa im Deutschen. Und was dazu kommt: Ungarisch ist eine sehr logische Sprache, die sich sehr strikt an ganz feste Regeln, sowie immer an die Klangharmonie knüpft.

...aber Ungarisch ist auch eine schöne Sprache

Die ungarische Sprache besticht durch ihre Klang- harmonie. Das was dem Lernenden zunächst Probleme bereitet (Füll-Vokale, verschiedene Endungen je nach Vokaltyp,...) zeigt sich mit der Zeit als harmonisches Gesamtwerk. Und ab einem bestimmten Punkt muss man dann gar nicht mehr lernen, sondern folgt einfach seinem eigenen Klangempfinden.

Weiterführende Informationen

Einen wunderbar geschriebenen und sehr heiteren Einblick in die Art und Tücken der ungarischen Sprache finden Sie hier.


Ungarische Sprache - FAQ

In Ermangelung von Ähnlichkeiten zu anderen Sprachen wird gerne der Vergleich Ungarisch-Finnisch herangezogen. Fakt ist aber: Eine Finne versteht nichts was ein Ungar sagt und umgekehrt (anders etwa als die Verwandschaft zwischen Rumänisch und Italienisch). Die ungarische Sprache ist in ihrer Art und Ausdrucksweise wirklich alleinstehend.

Im Internet findet man unter anderem die Zahlen 15, 20, 23, 40, usw. Das Problem ist einfach, dass selbst der Ungar selbst nicht genau definieren kann, was nun ein "Fall" ist und was nicht. Die ungarische Sprache wimmelt von Ortsbestimmungen, Zeitbestimmungen, Modalbestimmungen usw. Je nachdem was man nun als "Fall" ansehen möchte, kommt man eben auf bestimmte Zahlen - wenn man alles unter Umstandsbedingungen subsummiert, sogar über 40.

Ja, leider. Diese wunderschöne und harmonische Sprache folgt zwar viel engeren Regeln (weniger Ausnahmen) als etwa Deutsch, aber die Regeln sind nun einmal unglaublich zahlreich. Auch die ungewohnte "bestimmte Konjugation" (Verben können 2 unterschiedliche Konjugationen haben - in allen Zeiten) macht die Sprache schwierig.

Es gibt auch heute immer noch große ungarische Minderheiten in Rumänien und in der Slowakei. Ansonsten findet man die ungarische Sprache aber nur sehr selten außerhalb Ungarns.